Kapelle an der Schultheiser Mühle : Das Kreuz

Das Kreuz ... mit dem Kreuz.

Gemeinsam  mit Pfarrer Strickstrock aus Gondershausen haben wir das Kreuz "entschlüsselt". Das war gar nicht so einfach, da alte, kirchliche Symbolik verwandt wurde.

Mai 2003 :
Ein paar Monate später bekam ich von Professor Backes einen interessanten Brief zugesandt, ich habe diesen hier abgetippt. -->Hier gehts lang Ich werde noch die anderen Texte und Quellen zum Thema "Arma Christi" auswerten. 

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Die Inschrift:

JOHANN PETER LINCK ET MARIA CATHARINA LINCK

1774


Das Kreuz hat drei Ansichtsseiten:

1.) Aufsicht,

2.) Waldgewandte Seite,

3.) Bachseite.


Zu Bedeutung der Seiten:

1.) Aufsicht:

Die Aufsicht bietet Symbolisch den Anblick Jesu wieder. Wir sehen im oberen Teil den heiligen Geist, das Gesicht Jesu, die Sonnenartige Scheibe symbolisiert den Leib Christi, links und rechts die genagelten Hande, sowie unten am Kreuz die genagelten Füße.

Dazwischen befinden sich auf dem Querbalken die Lanzen mit denen Jesu gestochen wurde (links)  und den Stab, welcher das Essigtuch  trug (rechts), auf dem aufrechten Balken befindet sich noch das Leinengewand, um das die Soldaten spielten. Die drei Punkte stellen die Würfel dar, mit den die Soldaten spielten. Dazwischen eine Aussparung, in der früher eine Marienfigur (aus Faience)  stand, diese ist aber im strengen Frost im Winter durch Wassereinwirkung mit Frost buchstäblich geplatzt.


2.) Waldgewandte Seite:
Hier findet man die Symbole  (von oben nach unten)

Dengelwerkzeug

Sense

Weizengarbe

Mühlsteine

Getreidesack

-- also symbolisch die "Enstehungsgeschichte" von "Korn auf dem Halm" zu "Korn im Sack"

 


3.) Bachgewandte Seite:

Diese Seite ist die Wetterseite, deshalb läßt sich im oberen Teil nur noch ahnen, was da mal war, aber wir deuten es so:

Oben: Lange Welle--> Bach, der Baybach

darunter ein Fisch (Forelle), Kelch, Lagerhaus ??

Rechen...


Fasst man alles zusammen, erzählt uns das Kreuz folgende Geschichte:

1774 heirateten Johannes und Catharina Lincke.

Die Seiten des Kreuzes  spiegeln den Broterwerb wieder: 

Herstellen von Biermalz.

Auf diese Idee kamen wir durch zwei Gründe: Der Kelch wird zum Bierkrug, das fünf(!)stöckige Lagerhaus ist ein Darboden, um Malz keimen zu lassen, dann zu rösten,  Der Darrboden stand an der Stelle der früheren Scheune.  Der Rechen ist der Braurechen, mit dem die Maische gerecht wird. Der Bach mit damals reinem Wasser diente als Brauwasser, und das Gerstenbündel könnte genauso gut auch ein Hopfenbündel sein. Und: In dem geschützten Tal sind Hopfenacker sehr einfach anzubauen.

 1883/84 wurde die Scheune neu gebaut. Wie wir heute wissen, aus vielen alten Baumaterialien. Diese mussten schon "da" sein.


Und noch etwas gibt den Hinweis: Der Gewölbekeller ist so gebaut, das er eine Kanalisation im Fels eingeschlagen hat.

Tja, und schließlich das Kreutz selber: Es ist eine reiche, kostspielige Arbeit, die sich der lateinischen Sprache bedient, damals nur gebildeten Menschen zugänglich. Ebenso spricht die Symbolik für wohlüberlegte, gebildete Wortwahl. Bildung, bzw die Zeit, sich zu Bilden,  hatten nur die Reichen.

 

Ostern 2016:
Von Herrn Quirin aus Gondershausen erhielten wir diese alte Zeichnung zu dem Kreuz.
Viel besser, als ich es je konnte, ist um ca 1830 von einem Pastor aus Gondershausen diese Zeichnung
gemalt worden.

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Hierzu gibt es auch nun folgende Gesichte :
Das Kreuz ist ein Sterbekreuz für Maria Catarina Linck, welche nach dem Dorfbuch Gondershausen (Stoffel u Freundberg, 2005)
in der Schultheiser Mühle zu der Zeit  gelebt hat und 1774 hier verstarb. Ob sie hier begraben ist -- wir wissen es nicht.
Für uns eine weitere Geschichte zu den Geschichten im Tal.